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25. April 2024

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Nicht unterm Tisch verstecken!

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Universitäten fordern realistischen Zugang zur Studienplatzfinanzierung.

Die neue Führung der Universitätenkonferenz (uniko) drängt weiter auf die Umsetzung einer an den Kapazitäten orientierten Studienplatzfinanzierung. Zugangsbeschränkungen halten die neue uniko-Präsidentin Sonja Hammerschmid und ihr Vize Oliver Vitouch in jenen Fächern für nötig, in denen man sonst nicht mehr qualitätsvoll ausbilden könne.
„Wir sind bei Finanzierungsthemen unendlich oft abgewiesen worden“, bemängelt Vitouch. Dabei sei das Prinzip relativ einfach: „Es gibt eine Zahl von Studierenden X und es gibt, was ein Studienplatz je nach Fach seriöserweise kosten sollte, Y. Wenn man das multipliziert, wird ein erforderliches Budget daraus. Wenn man aus Furcht vor dieser Zahl unter den Tisch kriecht, dann muss man X verkleinern.“ Sonst gehe sich diese Gleichung nicht aus – „und sie geht sich seit Beginn meines Psychologie-Studiums 1989 nicht aus.“
Dieses Modell müsse dabei nach oben hin offen und nicht mit einem „Preisdeckel“ bei den Kosten eines Platzes versehen sein, ergänzt Hammerschmid. „In Österreich sind zwei Dinge nicht im Lot: Das eine ist die Finanzierung und das andere die Frage des Universitätszugangs“, betont der Klagenfurter Rektor. „Damit ist die Leistungsfähigkeit der Unis eingeschränkt.“ Idealerweise gehe man beide Themen gemeinsam an.

„Durchwursteln“
Flächendeckende Zugangsbeschränkungen fordern weder Hammerschmid noch Vitouch. „Es gibt auch Fächer, die die eine oder andere Inskription mehr vertragen könnten“, so Vitouch. In jenen Fächergruppen, in denen eine qualitätsvolle Ausbildung nicht mehr möglich sei, werde man aber über Zugangsregeln reden müssen, erklärt Hammerschmid.
Die neue uniko-Präsidentin will sich aber auch der Herausforderung eines Fächergruppenabgleichs zwischen den Unis stellen – also welche Studienrichtungen an welcher Einrichtung angeboten werden. Es gehe darum, welche Fächer man brauche und wo man auch bündeln könne. Nach dem Eindruck Vitouchs „hat man sich in der Hochschulpolitik zu lange ans ‚Es geht schon irgendwie‘ und Durchwursteln gewöhnt.“ Das sei aber genau der verkehrte Ansatz.
Vitouch nimmt auch die SPÖ ins Visier: „Ich habe den Eindruck, dass das Interesse an der Hochschulpolitik nicht so groß ist wie in Zeiten Bruno Kreiskys und man sich darauf ausruht, dass man eh den freien Hochschulzugang hat.“ Dieser sei in den 1970er Jahren bei viel geringeren Maturantenquoten erfolgreich gewesen, erweise sich aber mittlerweile als Problem. „Man müsste etwas Neues erfinden, was die sozialen Chancen und die Durchmischung der Studierenden anbelangt.“ Modelle dazu gebe es ja durchaus - etwas in Skandinavien oder den USA.

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APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 05.01.2016