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25. April 2024

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Fragwürdige Notengebung

Fragwürdige Notengebung© Bilderbox.com

Die Autoren des Bildungsberichtes sehen Änderungsbedarf bei der Notengebung in der Volksschule.

Der Nationale Bildungsbericht regt Änderungen bei der Leistungsbeurteilung in der Volksschule an. Um die AHS-Reife der Schüler zu bescheinigen, müssen derzeit in der vierten Klasse Volksschule Ziffernnoten vergeben werden. „Eine vollständige Abschaffung der Ziffernnoten in der Volksschule könnte zu einer leistungsförderlicheren Beurteilungspraxis beitragen“, heißt es im Bericht. So soll das Erreichen der Mindeststandards garantiert werden.
Der Bericht ortet hinsichtlich der Leistungsbeurteilung mehrere Probleme: So gebe der große Zusammenhang zwischen Bildung der Eltern und der Mathematiknote der Kinder zu denken. Außerdem zeigten Befunde zur Leistungsbeurteilung, dass „die Volksschule zu extrem positiven Beurteilungen tendiert“.

Risikoschüler mit Einsern
„Das führe auch zu Noten mit fragwürdiger Aussagekraft. So zeigte der Wiener Lesetest, dass immerhin drei Prozent der dort ermittelten Risikoschüler in Deutsch einen Einser im Zeugnis stehen hatten, 16 Prozent einen Zweier und nur ein Prozent einen Fünfer.
„Die Erfüllung von Elternerwartungen durch die Lehrer/innen führt dazu, dass die Abschlussnoten kontinuierlich ansteigen und der Zugang zur AHS immer weniger von tatsächlichen Fähigkeiten und Kompetenzen, sondern stärker von der Beziehungen, der sozialen Durchsetzungsfähigkeit und der Bildungsaspiration der Eltern abhängt“, konstatiert der Bericht.

Schullaufbahnberatung nötig
Mit einer Abschaffung der Ziffernnoten allein ist es aber nicht getan: Solange am Ende der Volksschule eine wichtige Entscheidung über den Bildungsweg getroffen werden müsse, sei zusätzlich eine verpflichtende Schullaufbahnberatung vonnöten. Diese solle besonders jene Eltern unterstützen, die Bildungspotenziale ihrer Kinder nicht erkennen.
Die Autoren sprechen sich aber generell gegen die frühe Selektion der Kinder aus: „Eine Fortführung des Gesamtschulkonzepts in der Sekundarstufe würde die Transition deutlich vereinfachen.“

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APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 10.06.2016