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19. April 2024

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Das Klimaarchiv des Teufels

Das Klimaarchiv des Teufelspiqs.de/kevin dooley

Österreicher erforschen in Nevada das Paläoklima und sind dabei dem großen Rätsel des Devils Hole auf der Spur.

Wer am Rande des Death Valley durch die Amargosa-Wüste fährt, stößt auf ein geologisches Juwel. Eine schmale Felsspalte, das Devils Hole, gibt den Blick frei auf ein weitläufiges unterirdisches Wasserreservoir. Die Wände der mindestens 150 Meter tiefen Spalte sind mit dem Mineral Kalzit überzogen. Schon seit Ende der 1980er Jahre ist bekannt, dass diese Ablagerungen eine komplette Aufzeichnung des Klimas der vergangenen rund 500.000 Jahre bieten.
Unter der Leitung des Geologen Christoph Spötl von der Universität Innsbruck werden in einem Projekt des Wissenschaftsfonds (FWF) derzeit neue Messungen im Teufelsloch erhoben. Dabei soll der sogenannte Klimakalender auf 800.000 oder vielleicht sogar auf rund 1 Million Jahre erweitert werden. Dafür werden Proben des Kalzits von oberhalb des Grundwasserspiegels mit Bohrkernen entnommen und mit neuesten Messmethoden zeitlich eingestuft.
Im Teufelsloch ist das Klima über einen besonders langen Zeitraum beobachtbar. „Wie bei einem Baum, nur tausende Male länger.“ Im Vergleich zum Teufelsloch stoppt bei Tropfsteinen, die ebenso als Klimaarchive dienen, das Wachstum nicht selten nach ein paar tausend, spätestens aber nach wenigen zehntausend Jahren.

Klareres Klimabild
Neben den neuen Messungen zur zeitlichen Einstufung der Kalzitablagerungen untersuchen die Innsbrucker Forscher die Temperatur des Wasserspeichers und Schwankungen des Grundwasserspiegels. Die Kalkablagerungen zeigen, dass der Wasserspiegel vor rund 20.000 Jahren um rund neun Meter höher war. Das Forscher-Team um Spötl kann so Trocken- und Feuchtphasen in diesem Teil Nordamerikas rekonstruieren – und damit auch ein klareres Bild der Klimageschichte zeichnen.
Die Wissenschaftler um Spötl sind auch dem großen Rätsel des Devils Hole auf die Spur gekommen: Die bisherigen Paläoklimadaten aus Nevada stimmen nicht mit jenen überein, die man zum Beispiel aus Ablagerungen am Meeresboden kennt. Das ist eine bislang ungeklärte Frage der Klimaforschung. „Die ganz großen, globalen Klimaänderungen, nämlich der Übergang einer Eiszeit zu einer Warmzeit, setzte hier deutlich früher ein als überall anderswo“, berichtet Spötl. „Wir sind der Lösung dieser seit mehr als 20 Jahren bestehenden Frage bereits sehr nahe, möchten aber laufenden Publikationsvorhaben nicht vorgreifen.“

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 29.12.2015