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23. April 2024

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Beschränkungen bei Unizugang nützen Akademikerkindern

Beschränkungen bei Unizugang nützen AkademikerkindernBilderbox.com

Aktuell Studie im Rahmen einer Arbeiterkammer-Tagung (AK) zeigt zunehmenden Anteil von Akademikerkindern bei Studienanfänger in den betroffenen Fächern, so ein Bericht von APA-Science. Für die Untersuchung wurde die Entwicklung in Medizin, Veterinärmedizin, Psychologie, Publizistik und Biologie analysiert.

Zugangsbeschränkungen nach EuGH-Urteil
Zugangsbeschränkungen wurden in Österreich (abseits von Kunstunis und Sport) in Folge eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im Jahr 2005 eingeführt. Die AK-Studienautoren Claudia Friesinger, Anna Palienko und Jürgen Straner verglichen die soziale Zusammensetzung der Studienanfänger bzw. Studenten jeweils vor und nach der Implementierung.
In der Humanmedizin betrug der Anteil der Akademikerkinder in den Jahren zwischen 2000 und 2004 maximal 41 Prozent. Nach Einführung der Beschränkung stieg er auf 54,5 Prozent und verblieb seither über der 50-Prozent-Marke. Ein Teil dieser Entwicklung kann durch den Anstieg der ausländischen Studenten, insbesondere aus Deutschland, erklärt werden. Da es allerdings mit 75 Prozent für Inländer und 20 Prozent für EU-Bürger und fünf Prozent aus Drittstaaten eine Quotierung der Plätze gibt, schlägt dieser Effekt nicht allzu hoch zu Buche.

Kein österreichisches Phänomen
Ein hoher Akademikerkinder-Anteil im Medizin-Studium ist kein österreichisches Phänomen. Laut Wissenschaftsministerium stammen in Deutschland sogar 68 Prozent der Medizin-Studenten aus einem Akademikerhaushalt, in der Schweiz sind es 57 Prozent. Ein ähnliches Bild wie in der Humanmedizin zeigt sich in der Veterinärmedizin.
Hier gibt es seit 2005 Eignungstests und Aufnahmegesprächen, allerdings keine Quotenregelung. Dort lag der Anteil der Akademikerkinder an den Studienanfängern im Jahr vor der Beschränkung bei 34 Prozent und stieg bis ins darauffolgende Studienjahr auf 46 Prozent.
Auch in der Psychologie und der Publizistik stieg der Anteil der Akademikerkinder stark an - den Großteil dieses Effekts machten aber die ausländischen Studienanfänger aus, die im Schnitt aus sozial höheren Schichten kommen. Deutlich zeigt sich der Effekt in der Biologie, für die 2005 Zugangsbeschränkungen eingeführt, 2007 aber wieder ausgesetzt wurden. Im Jahr der Einführung der Beschränkung nahm der Anteil der Akademikerkinder unter den Studienanfängern um rund acht Prozentpunkte auf 43 Prozent zu, verblieb im Jahr darauf auf diesem Niveau und sank nach Aussetzung der Regelung wieder auf unter 40 Prozent.
Die 2013 eingeführten "neuen" Zugangsbeschränkungen in Architektur, Biologie, Pharmazie, Informatik und Wirtschaftswissenschaften wurden noch nicht berücksichtigt. Eine Evaluierung des Instituts für Höhere Studien (IHS) war hier aber zuletzt zum Schluss gekommen, dass sich die soziale Zusammensetzung der Studienanfänger nicht verändert hat.

Reaktionen von Hochschülerschaft (ÖH) und Rektorenkonferenz (uniko)
Die HochschülerInnenschaft (ÖH) sieht sich durch die nun aktuell präsentierte Studie der Arbeiterkammer in ihrer Überzeugung bestätigt, dass „Uni-Zugangsbeschränkungen zu weniger sozialer Durchmischung führen“. Auf lange Sicht würden „Kinder von Nicht-Akademikern vom Studieren abgehalten“. Die ÖH fordert daher einmal mehr "ein Ende der protektiven Elitenpolitik an den Hochschulen und ein Ende der Zugangsbeschränkungen".
Für die Universitätenkonferenz (uniko) bedarf es ob der Studie einer gründlicheren Betrachtung. Ob des Tenors der Studie „bedarf es bei Zugangsbeschränkungen und Chancen(un)gleichheit im österreichischen Hochschulsystem einer differenzierten und gründlichen Analyse“.

Links

www.science.apa.at, Economy Ausgabe 999999, 19.06.2015